Hartsteinwerk viel mehr als nur Staub und Schlamm
4000 Tonnen Gesteinsmaterial werden am Tag im Zwei-Schicht-Betrieb auf circa 200 LKWs im Hartsteinwerk Hüttengrund verladen. Mit diesen gewaltigen Zahlen empfing Betriebsleiter Andreas Goller die staunenden Neuntklässler des Sonneberger Hermann-Pistor-Gymnasiums, die im Rahmen eines Projekttags des Naturwissenschafts- und Technikunterrichts am Dienstag nach Hüttengrund gekommen waren.
Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich in diesem Schulhalbjahr unter anderem mit dem geografischen Modul "Wirtschaftsstandort Thüringen". Am Beispiel des Hartsteinwerks "vor der Haustür", in dem seit 1936 Grauwacke abgebaut wird, lässt sich sehr gut erläutern, wie Rohstoffe direkt in der Region abgebaut, gleichzeitig regional weiterverarbeitet und als Endprodukt auch hier Verwendung finden. "Quasi in allen Straßenbelägen im Sonneberger Raum, über die ihr mit euren Mopeds drüber brettert, ist Gesteinsmaterial aus diesem Hartsteinwerk im Asphalt verarbeitet", erklärt Geographielehrerin Bärbel Linß ihren Neuntklässlern. Nach potenziellem Nachwuchs müsse man immer Ausschau halten, so Betriebsleiter Andreas Goller: "Solche Projekttage führen wir in regelmäßigen Abständen mit Kindern und Jugendlichen aller Altersklassen durch, angefangen beim Kindergartenkind bis hin zu Oberstufenschülern am Gymnasium. Wer denkt, hier hätte man als junger Erwachsener keine berufliche Perspektive, der irrt sich. Bei uns kann man zum Beispiel eine Ausbildung als Aufbereitungsmechaniker absolvieren, oder aber als Berufskraftfahrer oder Techniker arbeiten. Natürlich werden hier, wo es um riesige Gesteinsmengen geht, auch Geologen mit Hochschulabschluss gebraucht". Der Abbaubetrieb in Hüttengrund beschäftigt derzeit 26 Mitarbeiter und gehört zur amo/Debus Unternehmensgruppe mit Sitz in Untersiemau.

Die Schülergruppe machte sich vom Verwaltungsgebäude aus über einen steilen Anstieg auf zum höhergelegenen Verladeplatz. Angesichts des regen Verkehrs von Lastkraftwagen und Schwerkraftwagen war Vorsicht auf dem Fußmarsch geboten, zur Standardausstattung von Besuchern im Arbeitsbereich gehören Warnweste und Helm. Die Neuntklässler staunten nicht schlecht: Monströse Fahrzeuge, gewaltige Steinmassen und ein ohrenbetäubend lauter Steinbrecher. Letztgenannte bricht die großen, aus dem Steinmassiv herausgeschlagenen Grauwacke-Brocken erstmals. Die zerkleinerten Steine unterschiedlicher Qualität werden dann auf die LKWs verladen, die diese in Asphaltmischanlagen in Thüringen oder Oberfranken bringen. "Die Anwendungsbereiche von Asphalt, der aus unseren Steinen hier hergestellt wird, sind sehr vielfältig. Straßenbau, Brückenbau, Wasserbau und Flächenbefestigung jeglicher Art - All das steckt hier drin, quasi in allen Infrastrukturbereichen", erläutert Andreas Goller seinen jugendlichen Besuchern. Die Schüler thematisieren im Unterricht auch geologische Aspekte unserer Region - Da passt es gerade gut, ein paar kleine Gesteinsbrocken mitzunehmen. Theoretische Unterrichtseinheiten und praktische Erfahrungswerte vor Ort gehen hier Hand in Hand, so dass das Modul "Wirtschaftsstandort Thüringen" möglichst erlebbar und lebendig gemacht wird. Betriebsleiter Andreas Goller hofft derweil, einige Jugendliche für das Berufsfeld begeistern zu können: "Bei Hartsteinwerk denken die meisten automatisch immer nur an Staub, Schlamm und Lärm. Doch dass sich berufsfeldtechnisch wie bereits angesprochen viel mehr dahinter verbirgt, nehmen die wenigsten wahr. Geologen und Laboranten werden in den nächsten Jahren nicht minder gefragt sein, genauso wie Berufskraftfahrer und Techniker".

Moritz Bauer

Foto: Carl-Heinz Zitzmann