Volles Haus im Pistor-Gymnasium
Sonneberg - Am vergangenen Samstag standen erstmals nicht nur die Türen der Lohauschule, sondern auch die des Schulteils Dammstraße offen: Das Sonneberger Gymnasium "Hermann Pistor" stellte sich so breit auf wie noch nie zuvor, um den zukünftigen Fünftklässlern sowie allen anderen Interessierten einen Einblick in das Innenleben der Schulgebäude und des alltäglichen gymnasialen Lernens zu geben.



"Wir haben diesen Samstag bewusst zu einem Unterrichtstag gemacht, die vielfältigen Schüleraktivitäten aller Jahrgangsstufen sollen im Vordergrund stehen. Da die Teilnahme am Tag der offenen Tür für unsere Schüler Pflicht ist, haben sie am Montag frei", so Schulleiterin Angela Jannusch am Samstagmorgen. Vor allem in der Lohauschule tummelten sich viele Noch-Grundschüler mit ihren Eltern, um sich mit den Räumlichkeiten und Lehrinhalten ihrer baldigen Schule vertraut zu machen. Die Naturwissenschaftsräume hielten kleinere Experimente aus dem Bereich der Biologie und der Physik für die Gäste bereit, neben diesen lebendig gemachten Unterrichtsinhalten konnte man auch schon mal einen Blick in ein Mathematik-Lehrbuch werfen. Quasi nebenan im Sekretariat startete außerdem die einwöchige Schulanmeldungsphase bei Sekretärin Eva Ender-Schnaus - Das derzeit 720 Schülerinnen und Schüler umfassende Gymnasium rechnet mit circa 90 bis 100 Neuanmeldungen aus den Grundschulen des Landkreises. Das entspräche dem Niveau der letzten Jahre, es können also weiterhin vier neue Klassen gebildet werden. Dass die Digitalisierung auch an den Schulen keinen Halt macht, bewies ein Blick in den Raum 5. Die neuangeschafften iPads fanden während der englischen Schnupperstunde mit "Grumpy Greg" Verwendung, diese wurde von Abiturienten im Format eines Teamteachings abgehalten. Auch an anderer Stelle waren die Schüler der Jahrgangsstufe Zwölf präsent, der Erlös ihres Verkaufs von Kaffee und Kuchen im Schüler-Bistro kommt ihrer eigenen Abi-Kasse zugute.



Überall im Gebäude waren Schüler mit Sammelboxen für einen guten Zweck positioniert: Auch die Ethik-Schüler der Klasse 5/2 sammelten mit Lehrerin Annette Gebhardt Spenden für das Kinderhospiz Mitteldeutschland. Dieses Engagement erntete viel Anerkennung und Zuspruch von den Besuchern, so dass am Ende eine stolze Summe an Botschafterin Birgit Schindhelm übergeben werden konnte.

Wahl der zweiten Fremdsprache

Mit dem Neuanfang in der fünften Klasse des Gymnasiums stellt sich jetzt bereits eine richtungsweisende Frage: Welche Fremdsprache wähle ich? In den letzten Jahren standen immer Latein, Russisch und Französisch zur Auswahl, ab kommenden Schuljahr aber wird mit Spanisch eine vierte Option hinzukommen, welche man bisher erst ab der neunten Klasse wählen konnte. In den Obergeschossen konzentrierten sich die Fachlehrer auf die Begeisterung von zukünftigen Gymnasiasten für ihre Fremdsprachen. Unter der Leitung von Martina Grell führten die "Mures latini" (Die Lateinmäuse) aus den siebten Klassen erstmals ein Theaterstück auf, so dass den Interessierten die erlernten Sprachgrundlagen ersichtlich wurden. Fast schon zur Tradition geworden hingegen ist die Verköstigung mit russischen Spezialitäten im dazugehörigen Raum.



Im Fachschaftsbereich Kunst präsentierten die Gymnasiasten kreative Schülerarbeiten in Form von Zeichnungen, Collagen und Porträts. Außerdem wirkten Schüler und Gäste an der Erstellung von Metamorphosen mit und durften ihrer künstlerischen Ader freien Lauf lassen. Auch Lohau-Bibliothekschefin Irene Kloß freute sich angesichts des Zulaufes von Schülern und Eltern: "Wir bieten hier die Möglichkeit, die Welt unserer Büchersammlung kennenzulernen. Dazu haben wir eine kleine Rallye vorbereitet, bei der die Kinder Bücher suchen sollen und kleine Rätsel zu diesen lösen. Bei uns finden auch ausrangierte Bücher aus Kinderzimmern Platz". Das Spektrum des Lehrangebots am Gymnasium umfasst natürlich auch den sportlichen Bereich, welchen die neunten Klassen an diesem Tag repräsentierten. In der anliegenden Lohau-Halle führte diese Jahrgangsstufe ein Volleyballturnier auf allen drei Feldern durch.

Fridays for Future-Aktion und Espanol in der Dammstraße

Das Hauptgebäude an der Dammstraße wartete derweil mit nicht minder attraktiven Angeboten auf die Besucher. Im Erdgeschoss konnte man sich mit dem Schulfach Spanisch als zweite Fremdsprache vertraut machen. Die Schüler gestalteten den Raum landestypisch aus, hielten kleine Vorträge und kreierten mit frisch aufgebrühtem Mate-Tee das passende Flair. In musikalischer Hinsicht wurde wie in der Lohauschule auch hier etwas geboten: Die Stimmen des großen und kleinen Chors hallten durch die Gänge des Erdgeschosses. Zum Besuchermagneten entwickelten sich die Naturwissenschaftsräume der Physik und der Chemie. Unter der Leitung von Tobias Gläser ließen Chemieschüler der neunten und elften Klassen die Gäste in die verblüffende Welt der chemischen Experimente eintauchen. Sie verzinkten Geldmünzen und erläuterten die zugrundeliegenden chemischen Reaktionen, während nebenan ebenfalls durch die Fachschaft Bowle verkauft wurde.



Eine Etage tiefer hatten die Zwölftklässler des Physik-Leistungskurses von Hartmut Schliewe verschiedene Experimente der Mechanik vorbereitet. Das Highlight stellte das Doppelspaltexperiment dar, mit welchem man in die verwirrende Welt der Quantenphysik einsteigen konnte. Gerade in den Unterrichtsfächern Mathematik, Chemie und Physik ist das Lehrerkollegium dünn besetzt, wie Schulleiterin Angela Jannusch erklärt: "In diesen Fächern mussten wir in der letzten Zeit viele Abgänge verkraften und in diesen Bereichen werden auch in den kommenden Jahren einige Kollegen in den Ruhestand gehen. Momentan helfen altgediente Kräfte, welche eigentlich schon in Rente sind, noch stundenweise aus. Für die wertvolle Erfahrung, die sie einbringen, sind wir sehr dankbar. Langfristig sind wir weiterhin auf der Suche nach Zuwachs in diesen Fächern, frischer Wind kommt natürlich durch die Referendare an die Schule. Die Einstellungsverfahren für neue Kräfte laufen gerade wieder über das Schulamt an". Im zweiten Schulhalbjahr lehren fünf Referendare am Gymnasium. Trotz der personellen Engpässe in den naturwissenschaftlichen Fächern könne aber der planmäßige Unterricht in allen Klassen nach wie vor abgedeckt werden.

Die eingebundenen Schülerinnen und Schüler hielten fachspezifische Vorträge, mit denen sie den interessierten Besuchern zeigten, was man am Gymnasium eigentlich alles so lernt. Einen Raum besetzten Mitglieder der Fridays for Future-Bewegung aus Sonneberg, welche für die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz sensibilisierten. Als Beitrag dazu bauten die Kinder und Jugendlichen unter dem Motto "Wir sind jung und brauchen die Welt" Vogelhäuser und setzten ein Zeichen, dass ihren Anliegen im Schulalltag mehr Platz eingeräumt werden sollte.
Das überarbeitete Gesamtkonzept des Tags der offenen Tür an beiden Schulteilen ließ für alle ersichtlich werden, welch breites Spektrum an Lernangeboten hier existiert. Die Resonanz an beiden Gebäuden stellte sowohl Schulleitung als auch Schülerschaft zufrieden.
Die nächste Veranstaltung des "Hermann Pistor"-Gymnasiums steht am Donnerstag, den 26. März an. Um 19 Uhr wird im Gesellschaftshaus das Frühlingsprogramm aufgeführt.

Moritz Bauer (Erschienen im Freien Wort, Lokalteil Sonneberg, 04.03.2020)